Idaho,  Kanada,  Montana,  Washington

24 Stunden Kanada

7. – 8. Juli

Kurze Erklärung zu unserem Visum: wir haben beide ein sogenanntes B2-Touristen-Visum. Das ist an sich 10 Jahre lang gültig und berechtigt uns grundsätzlich dazu für jeweils 180 Tage am Stück in die USA einzureisen. Ob man dann auch wirklich einreisen darf und einen Stempel für 180 Tage bekommt oder kürzer, liegt immer am Grenzbeamten. Wir hatten bei der Einreise in Los Angeles einen Stempel bis zum 21. September in unsere Pässe bekommen. Weil unser Rückflug aber erst für den 15. November geplant war, hatten wir von Anfang an den Plan, für eine Weile nach Kanada zu fahren, damit wir bei der Rückreise in die USA einen neuen Stempel bekommen und der Zeitraum von 180 Tagen von vorne anfangen würde.

Nun stand also die Ausreise nach Kanada an. Unser Plan war, direkt beim Glacier Nationalpark die Granze zu überqueren, dann innerhalb Kanadas nach Vancouver zu fahren und von dort zurück in die USA.

Für die Einreise nach Kanada mussten wir die App „ArriveCAN“ auf unseren Smartphones installieren, um unseren Corona-Impfstatus nachweisen zu können. Eigentlich hatten wir uns auch deshalb extra einen Campingplatz mit Wlan ausgesucht, allerdings war das Wlan dort am 7. Juli in der Früh kaputt. Wir fuhren also nochmal ins Glacier Nationalpark Visitor Center, um das Wifi dort zu nutzen.

Die Einreise nach Kanada selbst war gar kein Stress. Der Grenzbeamte wollte nur wissen, wie lange wir bleiben wollen und „wo Zuhause ist“, danach winkte er uns einfach durch. Er warf nichtmal einen Blick ins Auto. Etwas irritierend war für uns aber, dass wir keinen Stempel oder irgendwas in unsere Pässe bekommen hatten. Wir fuhren eine gute Stunde vor uns hin schweigend weiter ins Landesinnere, beide grübelnd, ob das mit der Visumsverlängerung alles so wie geplant klappen würde. Irgendwann machten wir einen Stopp bei einem Tim Hortons, um uns mit Internet ein Bild der Lage zu machen und unsere nächsten Schritte zu planen.

Das Problem an unserem Plan mit der Visumsverlängerung war einerseits, dass wir gerade einmal bei der Hälfte des Visumszeitraums waren und andererseits, dass wir nur gute zwei Wochen in Kanada bleiben wollten. Damit man bei der Rückreise in die USA einen neuen Stempel bekommt, muss man für einen „significant amount of time“ ausgereist sein. Länger als zwei Wochen konnten wir aber nicht bleiben, weil Flos Mama und Bruder uns Ende Juli besuchen kommen wollten. Wir mussten bis dahin also wieder zurück in den USA sein. Irgendwie hatten wir kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Wir wollten nicht wertvolle Zeit in Kanada „verschwenden“, wenn wir gegebenenfalls früher heimreisen müssten, weil unser Visum nicht verlängert wurde, denn dann hätte uns die Zeit für den Südwesten der USA gefehlt. Und unsere Rundreise 2019 dort war schließlich der Auslöser für unseren ganzen jetzigen Reiseplan. Genau dort wollten wir länger Zeit verbringen und nun bestand die Gefahr, dass wir ausgerechnet dafür keine Zeit mehr haben könnten. Schweren Herzens beschlossen wir, auf Nummer Sicher zu gehen und unsere Reise insgesamt zu verkürzen, sprich innerhalb unseres Visumszeitraums, also vor dem 21. September, aus den USA auszureisen. Als „Entschädigung“ überlegten wir uns dann noch, eine gute Woche All-Inclusive Strandurlaub in Mexiko dran zu hängen. Weil wir wie gesagt keine Zeit in Kanada „verschwenden“ wollten (und sowieso keinen Plan hatten, was wir in Kanada eigentlich anschauen sollten 😀 ), buchten wir uns für die Nacht in Cranbrook, einem Ort nahe der Grenze, ein Motel, damit wir direkt am nächsten Vormittag wieder zurück in die USA fahren konnten.

Auf dem Weg dorthin blieben wir zumindest noch am Schauplatz des „Frank Slide“ am Straßenrand stehen, wo 1903 ein riesiger Erdrutsch die Stadt Frank und das umliegende Tal unter sich begraben hatte.

In Cranbrook gönnten wir uns ein super leckeres Abendessen im „The Heid Out“, inklusive Poutine (typisch kanadisches Gericht) und übernachteten nach einem Mini-Stadtspaziergang im „Almo Court Motel“.

Weil die Einreise nach Kanada so reibungslos funktioniert hatte, machten wir uns wegen der Rückreise in die USA keine großen Gedanken. Wir schauten lediglich nochmal nach, ob wir wegen Corona irgendwas beachten mussten. Das war ein Fehler, wie wir am Grenzübergang feststellen mussten. Der Grenzbeamte fragte uns zunächst, wem denn das Auto gehören würde. Als wir ganz stolz erklärten, dass es unseres sei und wir es bevor wir heim fliegen verkaufen wollten, meinte er, dass wir das eigentlich garnicht dürften, aber „Let’s not talk about that“. (Wir haben später nochmal nachgeschaut und laut dem Internet dürfen wir sehr wohl ein Auto in den USA kaufen und verkaufen. Verunsichert hat es uns in dem Moment aber trotzdem ziemlich.) Als nächstes wollte er dann wissen, ob wir irgendein frisches Gemüse oder Obst dabei hätten. Als uns unsere Paprika einfiel, die wir am Tag zuvor (in den USA) gekauft hatten, meinte er, wir müssten kurz mit dem „agriculture specialist“ sprechen. Wir stellten unser Auto ab uns spazierten fröhlich in die Grenzstation. Dort fragte uns besagter „agriculture specialist“ nochmal, was für Obst und Gemüse wir dabei hätten. Weil wir uns nicht ganz sicher waren, fragte Flo ihn, ob wir nochmal kurz rausgehen und nachschauen könnten. Der Beamte meinte darauf nur „No. You gotta know before you come here.“ Zu zweit konnten wir dann fast alles Obst und Gemüse aufzählen, das wir dabei hatten (nur die Avocados hatten wir vergessen). Der Grenzbeamte ging nach draußen, um unser Auto zu inspizieren und zu schauen, ob wir ihm auch nichts verheimlicht hatten. Zurück kam er mit unserer Paprika in der Hand. Er erklärte uns, dass wir alles mitnehmen könnten außer der Paprika (warum auch immer…), aber für die Zukunft erklärte er uns, dass wir besser vorbereitet zu Grenzübergängen kommen sollten denn „anders als da wo ihr herkommt, haben wir hier Grenzkontrollen aus einem guten Grund“.

Abgesehen von der kleinen Standpauke wegen unserer Paprika waren die Grenzbeamten aber alle recht nett, sodass wir sogar ganz vorsichtig fragten, ob es vieleicht eine Möglichkeit gäbe, unser Visum vor Ablauf zu verlängern. Der Grenzer meinte, dass es jetzt definitv noch nicht ginge, weil wir noch fast drei Monate hätten. Er meinte, er würde uns raten, kurz vor Ablauf nach Mexiko zu fahren und darauf zu hoffen, dass wir bei der Rückreise in die USA einen neuen Stempel bekommen würden. Weil uns das aber einfach zu riskant war, beschlossen wir an unserem Plan B festzuhalten und unsere Tour Ende September zu beenden.

Erleichtert, dass wir es wenigstens wieder zurück in die USA geschafft hatten, mit neugewonnener Motivation für die zweite Häfte unserer Reise und um eine Paprika ärmer fuhren wir an diesem Tag noch 7 Stunden (ca. 400 Meilen) nach Westen, quer durch Idaho und Washington, bis zum Eingang des Mount Rainier Nationalparks bei Seattle.

2 Kommentare

  • Max Haimerl

    Hi Ihr Zwei…. Gemüseschmuggler !

    Das weiß man doch das man Paprika nicht von USA nach Kanada schmuggeln darf… lach !
    Denke der Zöllner hat von seiner Frau den Auftrag bekommen für das Abendessen noch eine Paprika zu besorgen…. grins.
    Und das ist auch der Grund für die Zollkontrollen in Kanada….
    Ich beneide den Zöllner für sein „Einkaufsverhalten“ … lach

    Liebe Grüße (Schwieger-) Papa Max

  • Birgit Beham

    Ich schlage für diese sehr lustige!!! Geschichte von der Paprika folgenden Titel vor:
    „Eine Paprika macht eine Reise von Idaho nach Kanada über Montana und Washington – OHNE Visum!“. :)))
    Daraus könnte man ein lehrreiches Kinderbilderbuch über die USA + Canada machen. 🙂
    Schade, dass Janosch nicht mehr schreibt. 😉 🙂
    Ich werde in Zukunft bei jeder Paprika, die ich schneide, einen Lachanfall haben. 🙂
    @ Stephie: erinnerst du dich an das Tannenzweiglein von Omi für Eva zu Weihnachten in Australien? 🙂
    Habt weiter viel Spaß auf eurer Reise und genießt die letzten Wochen/Tage!
    Liebe Grüße! Bis ganz bald!

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