
Montana sucks aka Midtripcrisis
30. Juni – 3. Juli
Eigentlich war unser Plan als Nächstes, noch vor dem 4th of July, in den Glacier Nationalpark zu fahren. Allerdings hatten wir schon wieder kein Glück mit dem Nationalpark. Die Hauptattraktion dort ist die Going-to-the-Sun Road, die quer durch den Park über die Continental Divide führt. Normalerweise wird sie spätestens zum 4. Juli für die Saison geöffnet. Seit ihrer Eröffnung 1933 kam es nur dreimal vor, dass dieses Datum nicht eingehalten werden konnte. 1943 konnte sie wegen dem zweiten Weltkrieg erst später geöffnet werden, 2011 wegen einem langen Winter und 2020 wegen Corona. Und dann kam das Jahr 2022, in dem es Ende Juni nochmal so viel Schnee gab, dass die Straße zum vierten Mal in der Geschichte nicht zum Independance Day eröffnet werden konnte. Ob sie eventuell in den Tagen nach dem 4th of July öffnen wurde, stand noch nicht fest. Da wir aber schon recht weit im Norden waren und uns einen Ort im Westen des Nationalparks ausgesucht hatten, wo wir das 4th of July Feuerwerk anschauen wollten, beschlossen wir, ein paar Tage in der Nähe des Parks zu verbringen und dann hoffentlich nach dem 4. Juli in den Park und über die Going-to-the-Sun Road zu fahren.
In der Gegend gibt es einige schöne Seen und auf unserer praktischen iOverlander-App, mit der wir immer nach Stellplätzen suchen, waren einige vielversprechend klingende Plätze eingezeichnet. Wir dachten uns, wir könnten die kommenden Tage einfach von einem schönen Stellplatz zum anderen fahren und einfach mal ein bisschen Pause machen. Erster kurzer Stopp war der Flathead Lake, wo wir zwar keinen guten Stellplatz fanden, aber zumindest zu einem versteckten Strand zum Baden gehen konnten.



Zum Übernachten fuhren wir weiter in den Flathead National Forest, auf dem kleinen Glacier Rim Campground. Der Zeltplatz hat nur eine handvoll richtige Plätze im Wald und liegt direkt an einer Bootsrampe. Weil alle Plätze schon belegt waren, gaben wir uns für die Nacht mit dem Parkplatz zufrieden.

Da wir sowieso ein bisschen Zeit totschlagen mussten, fuhren wir am nächsten Tag (Freitag) in den nächstgelegenen Ort, gingen frühstücken und kümmerten uns danach mal wieder um ein bisschen Orgakram wie Wäsche waschen, Einkaufen und Wasser auffüllen. Übrigens eine sehr coole Sache in Montana: es gibt immer wieder direkt an der Straße öffentliche Wasserstellen, wo man sich kostenlos frisches Bergquellwasser abfüllen kann.




Bis dahin war alles noch schön, wir waren entspannt und hatten auch mal wieder eine total nette Begegnung mit einer älteren Dame in der Wäscherei, mit der wir uns länger unterhielten. Zum Übernachten wollten wir uns gegen Abend am Hungry Horse Reservoir umschauen, wo einige Stellplätze auf iOverlander eingezeichnet waren. Ab da wurde es nervig, denn es war einfach alles voll. Der 4. Juli fiel dieses Jahr auf einen Montag, was viele Einheimische (verständlicherweise) für ein verlängertes Wochenende in der Natur nutzten. Dazu kam auch noch, dass die Hälfte der Strecke um das Reservoir wegen Bauarbeiten gesperrt war, was die vorhandenen Stellplätze nochmal dezimierte. Weil wir ums Verrecken keinen vernünftigen Platz finden konnten, blieb uns nicht anderes übrig als auf einem Pullout am Straßenrand zu nächtigen. Wenigstens war die Aussicht dort ganz schön.




Wir hatten die Hoffnung, dass wir, wenn wir gleich in der Früh nochmal die Campingplätze am Reservoir abklappern, vielleicht doch noch ein Plätzchen ergattern könnten. Dem war leider nicht so. Eine Platzwärtin, die wir fragten, ob sie vielleicht noch einen Platz hätte, lachte uns direkt aus, wie wir denn auf die Idee kämen, am 4th of July Wochenende ohne Reservierung zu einem Zeltplatz zu kommen. Und dann rief uns ein Typ aus einem entgegenkommenden Auto (mit örtlichem Kennzeichen) noch „Fuck Cali!“ zu, als er unser kalifornisches Nummernschild sah. Passend dazu sahen wir später auch noch ein anderes Auto mit dem Aufkleber „Don’t turn Montana into the shithole state you came from!“ – bei solchen Begegnungen fühlt man sich doch willkommen dort…
Etwas frustriert fuhren wir wieder zum Glacier Rim Campground und konnten diesmal sogar einen Platz im Wald ergattern, wo wir den restlichen Tag mehr oder weniger entspannt verbringen konnten. Die Bootsrampe wurde an diesem Tag nämlich sehr intensiv genutzt und am Fluss war ordentlich etwas los.



Unser Plan, dort auch den nächsten Tag noch abzuhängen, wurde dann auch noch durch das Wetter durchkreuzt. Als wir am Sonntag aufwachten schüttete es nämlich ordentlich. Das sind die Momente, wo unser Auto-Ausbau seinen entscheidenden Nachteil zeigt: wir haben keinen vernünftigen Aufenthaltsort drinnen. Also fuhren wir notgedrungen wieder in den nächstgelegenen Ort zum Starbucks, wo wir mit Kaffee trinken und Bloggen das schlechte Wetter aussaßen, bevor wir abends wieder zum Glacier Rim Campground fuhren.

Das Ganze Hin und Her in diesen Tagen, die unbefriedigende Stellplatzsuche, das schlechte Wetter, die ungewohnt unfreundlichen Leute und die Sperrung der Going-to-the-Sun-Road hatte uns so dermaßen frustriert, dass wir in eine richtige Midtripcrisis fielen und beide irgendwie keinen richtigen Bock mehr hatten. Als der Glacier Nationalpark dann auf Instagram verkündete, dass vor dem 13. Juli nicht mit einer Öffnung der Going-to-the-Sun-Road gerechnet werden könne, sprach uns ein Kommentar unter dem Post ziemlich aus der Seele:



Ein Kommentar
Max Haimerl
Hi Ihr Zwei !
Montana ist schon ein seltsamer Staat ! Ziemlich eingebildete Leute hier. Aber mit einer wunderschöner Landschaft
Wald, Seen und Berge. Das mit den Wasserstellen ist aber wirklich Klasse! Schade das die Straße geschlossen war deshalb mal von mir keine neidvoller Schlußsatz……
Liebe Grüße Euer (Schwieger-) Papa Max